Wir setzen ergänzend zur Tierphysiotherapie auch alternative Heilmethoden in unserer Praxis ein. Nina Reiber ist nach einer zwölfmonatigen Ausbildung und Abschluss mit bestandener Prüfung TCM-Therapeutin und Tierakupunkteurin für Hund und Pferd. Aktuell haben wir leider keine Kapazität für Akupunkturtermine.
Blutegeltherapie
Eine der häufigsten Schmerzerkrankungen sind Schmerzsyndrome des Bewegungsapparates. Häufig bedingt durch Arthrose oder Schädigungen der Hilfsstrukturen der Gelenke. Die konventionelle Therapie von Arthrosen erfolgt meist nur über steigend potente Medikamente mit entsprechend steigendem Nebenwirkungsprofil, besonders bei Polymediaktion (Gabe mehrerer Medikamente gleichzeitig, Cortison in Kombination mit Schmerzmitteln zum Beispiel). Die Blutegeltherapie wird als nebenwirkungs- und risikoarme Ergänzung in der Schmerztherapie eingesetzt. Eingeordnet wird sie dabei in die sogenannten Ausleitungsverfahren (wie auch der Aderlass, das Fasten, diuretische und laxierende Therapien). Ergänzt wird sie auch mit der TCM (traditionellen chinesischen Medizin) indem man die Egel gezielt an Akupunkturpunkte setzt. Dies wird als Hirudopunktur bezeichnet. Aber auch eine Kombination der Blutegeltherapie mit Akupunktur ergänzt sich hervorragend.
Die Blutegeltherapie kann in unserer Praxis von allen Therapeuten angewandt werden. Sie lässt sich zeitlich gut mit einer tierphysiotherapeutischen Behandlung zusammenlegen, so dass weniger zusätzliche Kosten entstehen. Wir können in unserer Praxis einen abgeschlossenen Raum zur VErfügung stellen, in dem Sie während der Blutegel saugt in Ruhe mit Ihrem Hund warten können. Vorab erhalten Sie von uns eine ausführliche Information über die Behandlung bei Ihrem Tier in der der gesamte Ablauf undalle nützlichen Informationen rundum die Blutegeltherapie enthalten sind.
Akupunktur nach TCM
Es gibt eine Vielzahl von Akupunkturtechniken. Variationen sind Ohrakupunktur, Laserakupunktur (mittels Softlaser), Elektroakupunktur (Anlegen von Strom an eingestochene Akupunkturnadeln), Elektropunktur (Stimulation der Akupunkturpunkte durch Elektroden), Homöosiniatrie oder Akuinjektionen (Arzneimittel werden in Akupunkturpunkte injiziert), Farbpunktur (mittels Farblaser) und Akupressur (Druck auf Akupunkturpunkte). Die über allen anderen Methoden stehende und am weitesten verbreitete Methode ist die Nadelakupunktur. Hierbei werden nach eingehender Anamnese und Diagnosestellung die Punkte für die Therapie ausgewählt und mit einer speziellen Akupunkturnadel je nach Patient verschieden stimuliert. Hierbei sind verschiedene Techniken zu beachten. Die Stichrichtung (gegen oder mit dem Leitbahnenverlauf) und der Einstichwinkel (je nach Lage des Punktes zwischen 15 und 90°), die Drehmethode, das Heben und Senken und der Abschluss sind entsprechend dem Syndrom des Patienten richtig durchzuführen. Ein Laie sollte dies nie tun!
Haupeinsatzgebiet ist die Schmerztherapie, insbesondere bei chronischen Schmerzzuständen. Aber auch in der Therapie von Lähmungserscheinungen und Rückenproblemen hat sich der Einsatz der Akupunktur in unserer Praxis bewährt. Bei empfindlichen Patienten stehen in jedem Behandlungsraum Low-Level-Laser zur Laserakupunktur zur Verfügung. Dadurch können wir individuell auf den Patienten abgestimmt die Akupunkturtechnik wählen. Da wir aktuell aufgrund der hohen Terminlast keine Akupunktur anbieten können, empfehlen wir Ihnen eine unserer Kolleginnen anzufragen. Sie können uns gerne Ihren Fall schildern und wir versuchen Sie bestmöglich weiterzuleiten.
Akupunktur kann, wie alle komplementärmedizinischen Verfahren, bei allen funktionellen und reversiblen Erkrankungen eingesetzt werden. Akupunktur hilft nicht wenn Körperstrukturen verändert oder zerstört sind. Haupteinsatzgebiet ist die Schmerztherapie, dies insbesondere bei chronischen Schmerzzuständen.
Indikationen laut WHO sind unter anderem:
- Alle Erkrankungen des Bewegungsapparates
- Lähmungen
- Leistungsabfall
- Allergien
- Hauterkrankungen
- Funktionelle Organerkrankungen
- Notfälle
Gegenanzeigen sind:
- Tumore
- Nekrosen, Fibrosen, degenerierte Organe
- Mangel- und Schwächezustände
- Trächtigkeit
In unserer Praxis steht Ihnen mit Frau Reiber eine Therapeutin mit der Ausbildung zur Akupunktur am Bewegungsapparat des Hundes (nach TCM-Richtlinien) zur Verfügung. Sowohl Nadelakupunktur und Moxa, als auch Laserakupunktur werden angeboten. Darüber hinaus ist Frau Reiber in Ernährungslehre nach TCM-Richtlinien fortgebildet.
Die TCM ist eine der ältesten Therapieformen der Welt. Sie entstand der Legende nach um 2700 v. Chr. schriftlich belegt durch das Buch Huang Di Nei Jing, den Inneren Klassiker des Gelben Fürsten. (Heute vermutet man das es tatsächlich etwa um 200-400 v. Chr. geschrieben wurde). In diesem grundlegenden Werk der TCM wird ein Zwiegespräch zwischen dem Gelben Kaiser (Huang Di) und dem Arzt und Minister Qi Bo dargestellt, in dem sich ein ganzheitliches Bild des menschlichen Lebens entfaltet. Die wesentlichen Vorstellungen der Traditionellen Chinesischen Medizin wurden so erstmals dargelegt und behalten größtenteils bis heute ihre Gültigkeit.
Im Huang Di Nei Jing werden die grundlegenden Konzepte zur Anatomie, Physiologie, Ätiologie, Pathologie und Diagnostik dargestellt und die daraus resultierende Behandlung erklärt. Berücksichtigt werden dabei äußere (z.B. geographische, klimatische und jahreszeitliche) Einflüsse ebenso wie Innere (z.B. Emotionen). Detailliert wird beschrieben, wie unsere Umwelt und unsere Art zu leben unsere Gesundheit und unser Schicksal mitbestimmen.
Die Texte des Nei Jing sind richtungweisend für eine ganzheitliche Medizin, was die TCM ihrem Charakter und ihrem Anspruch nach ist. Der ganzheitliche Charakter der TCM beinhaltet Körper, Seele und Geist, die Einflüsse von Jahreszeiten und Naturereignissen. Krankheit und Gesundheit werden nicht getrennt für sich, sondern innerhalb eines konzeptionellen Ganzen betrachtet. Nichts steht für sich allein, sondern alles ist immer in einer wechselseitigen Beziehung zu allem Anderen. Und Alles ist einem ständigen Prozess des Wandels und der Veränderung unterworfen.
Krankheit, so die Botschaft des Gelben Kaisers, ist nicht einfach ein unabwendbares Schicksal. Vielmehr hängen Krankheit und Gesundheit davon ab, wie sehr sich der Mensch in das vorgegebene Ordnungsgefüge einpasst und sich nicht selbst als das Maß der Dinge ansieht. Krankheit und Gesundheit, Leben und Tod sind essentielle Bestandteile des menschlichen Lebens, wobei es das Anliegen der TCM ist, die Spannung zwischen diesen beiden Polen zu harmonisieren und ihre Balance zu stärken.
Die TCM ist weit vom westlichen, schulmedizinischen Ansatz entfernt und betrachtet den Patienten immer als „Mikrokosmos im Makrokosmos“, also als Ganzes Individuum im Zusammenhang mit seiner Umwelt. Gesundheit ist ein harmonischer Zustand zwischen Yin und Yang, Krankheit ein Ungleichgewicht.
Die fünf therapeutischen Grundpfeiler der traditionellen chinesischen Medizin sind:
- Akupunktur und Moxibustion (Bei Moxatherapie werden Akupunkturpunkte erwärmt)
- Tuina Anmo (chinesische Massage, Schröpftherapie, Guasha)
- Diätetik (Ernährungslehre nach TCM-Gesichtspunkten)
- Phytotherapie (Behandlung mit Kräutern und anderen Pflanzenstoffen)
- Qi Gong/Taiqiquan (Bewegungs- und Atemübungen)
Im Zusammenhang mit der Entdeckung der Bakterien als Krankheitserreger und der fast vollständigen Ausrottung der heimischen Blutegel (durch Trockenlegung von Feuchtgebieten, aber auch durch übermäßiges Nutzen der Egel in der Therapie) in Mitteleuropa um 1850 geriet die Blutegeltherapie in Vergessenheit. Auch die Entdeckung einer blutgerinnungshemmenden Substanz im Speichel des Blutegels (1884 durch J.B. Haycrafts) verhalf der Egeltherapie nur zu kurzem Aufschwung.
Um 1903 isolierte und entschlüsselte man die Substanz und taufte den Gerinnungshemmer Hirudin. Somit war ein rational erklärbares Wirkungsprinzip geschaffen.
Der 1. Weltkrieg begrub die Neuentdeckung unter seinen Trümmern. Und so vergaß man um den Nutzen der Blutegeltherapie, woran Bottenberg 1935 erinnert. Seine Fallstudien beweisen die Wirksamkeit der Blutegeltherapie, aber der 2. Weltkrieg und die Entdeckung verschiedener schmerzlindernd wirkender Medikamente führen endgültig zum Verschwinden der Blutegel in der Schmerztherapie.
Erst als Blutegel um 1987 vermehrt in der plastischen und rekonstruktiven Medizin eingesetzt werden (damals gab es einen Medienrummel um einen kleinen Jungen, dessen transplantiertes Ohr nur durch Einsatz der Egel wieder anwuchs) erreichen sie auch ihre Popularität unter der Bevölkerung wieder. Und Therapeuten erinnern sich der altbekannten Indikationen…
Heute ist die Wirksamkeit der Blutegeltherapie für bestimmte Indikationen wissenschaftlich nachgewiesen. Trotz der nachhaltigen Vorurteile und der üblen Nachrede der Scharlatanerie wird die Blutegeltherapie auch in der Tierbehandlung heute immer erfolgreicher eingesetzt.
Indikationen und Kontraindikationen
In der Veterinärmedizin findet der Blutegel erst seit wenigen Jahren seinen Einsatz. Im Grunde gibt es keinen Unterschied in den Einsatzgebieten bei Tier oder Mensch. Interessant sind vor allem die Studien aus der Humanmedizin um den Wirkerfolg zu verdeutlichen. So wurde beim Einsatz von 4-6 Egeln zur Behandlung einer Gonarthrose bei 80 % der Patienten eine Schmerzreduktion um ca. 60 % erzielt, die über 3 Monate anhielt und eine Reduktion der Schmerzmedikation um 45 % ohne Verschlechterung der Symptomatik ermöglichte.
Indikationen sind:
- Rheuma,
- Thrombosen,
- Phlebitis,
- Arthrose,
- Arthritis (akut und chronisch),
- Discopathien, Cauda Equina Kompressionssyndrom,
- Hämathome, Ödeme,
- Sehnen-, Sehnenscheidenentzündungen,
- Thrombophlebitis,
- Durchblutungsstörungen nach Gewebetransplantation.
Kontraindiziert ist die Anwendung bei:
- Blutarmut,
- Neigung zu Blutungen,
- Einnahme von blutgerinnungshemmenden Substanzen,
- Infektionskrankheiten, Fieber,
- Wundheilungsstörungen,
- Tumoren,starker Allergieneigung und spezielle Allergien gegen Eiweiß oder
- gegen den Speichel des Blutegels
Wirkmechanismus
Der Erfolg der Blutegeltherapie liegt in der ausleitenden Wirkung des Aderlasses im unmittelbarem Zusammenhang mit den Wirkstoffen im eingeleiteten Speichel. Der Blutegelspeichel (Saliva) löst z.B. durch den gerinnungshemmenden Effekt des Hirudin Thromben auf, die dann durch Absaugen und Nachblutung abgebaut werden. Hauptwirkungen des Speichels sind Entzüdungshemmung und damit Schmerzlinderung.
Beim Saugvorgang wird ständig Speichel (Saliva) in die Wunde abgegeben. Schon während sich der Egel mit seinen mercedesstern-förmig angeordneten Zahnreihen in die Haut „sägt“, sorgen die Substanzen im Speichel für einen schmerzfreien Saugakt. Die wichtigsten Inhaltsstoffe des Speichels sind Hirudin, welches während des Saugens für eine gerinnungshemmende Wirkung zuständig ist. Das Calin, welches länger als Hirudin gerinnungshemmend wirkt und somit für die langandauernde Nachblutung verantwortlich ist. Die Hyaluronidase ermöglicht durch ihre schleimlösende Wirkung das Eindringen des Speichels in den Körper des Wirtes. Verschiedene Faktoren des Speichels Sorgen weiter für Gerinnungshemmung, Gefäßerweiterung (Lymphsystem) und Anästhesie. Viele Bestandteile des Blutegelspeichels sind bis heute nicht erforscht und ihre Wirkung somit umstritten, bzw. unbekannt.
Wir können auf Anraten Ihres Tierarztes eine Blutegeltherapie auch ohne eine tierphysiotherapeutische Anamneseerhebung durchführen. Bei Interesse kontaktieren Sie uns einfach per Email und schildern Ihren Fall.
Bitte beachten Sie, dass bei Zecken- und Flohprophylaxe keine Blutegeltherapie möglich ist!